FASTENBRIEF

2023
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Rom, am 13. Februar 2023

FASTENBRIEF
VFO@famvin.org

„Aus unseren Familien und unseren Gemeinschaften

einen Vorgeschmack des Himmels machen“
+1 (215) 715-3984

Liebe Mitglieder der Bewegung der vinzentinischen Familie,

Die Gnade und der Friede Jesu seien immer mit uns!

Von der Erschaffung der Welt an wollte Gott nicht, dass der Mensch in einer
abgekapselten Umgebung lebt, in der er keinerlei Verbindung zu einer anderen Person hat,
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eine Insel in einem Ozean, in dem es keine Möglichkeit zur Bewegung gibt, wo die einzige
Person, die er auf der ganzen Welt trifft, er selbst und niemand anderer ist. Im Gegenteil:
von der Erschaffung der Welt an wollte Gott, dass die Menschen ständige Beziehungen und
Kontakte haben, dass sie einander für ihr persönliches Wachstum brauchen, dass sie
andere Menschen als Spiegel haben, in denen sie die dunklen und hellen Flecken ihres
Wesens viel objektiver sehen können. Am Anfang schuf Gott Mann und Frau, aus denen
sich die Familien bildeten. Dieses universale Modell des „Zusammenseins“ wurde in allen
Gesellschaften und durch die gesamte Menschheitsgeschichte bis heute nachgeahmt.

Gottgeweihte verwenden oft den Ausdruck „Gemeinschaft“, um die Familien zu

benennen, die zu Regionen, Vizeprovinzen, Provinzen und Kongregationen
zusammengeschlossen sind. Kontemplative Kongregationen haben die gleiche Art des
Zusammenseins, ebenso wie Eremiten, die meist physisch allein leben, doch Teil einer
Gemeinschaft, einer Familie sind. Ähnlich verwenden Laienvereinigungen verschiedene
Ausdrücke, um die Tatsache hervorzuheben, dass die Mitglieder zusammengehören, zum
Beispiel Gruppen, Teams usw., in denen sich eine gewisse Anzahl von Personen aus
bestimmten Gründen und mit bestimmten Zielen begegnet. Gott formt unser Leben auf
diese Weise mit einem ganz konkreten Ziel: der Mission.

Hinter all dem steht nur der Wunsch Jesu, das ganze Menschengeschlecht im „Himmel“
zu sehen, in einem Zustand „ewiger Glückseligkeit“, in einem Zustand „endloser Erfüllung
unserer kühnsten Träume und Sehnsüchte“. Unsere Familien, Gemeinschaften, Gruppen, Teams

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usw. sind Möglichkeiten, um dieses Ziel zu erreichen. So werden wir ermutigt, zum Aufbau
ausgezeichneter Familien, Gemeinschaften, Gruppen und Teams beizutragen, um an Jesu
sehnlichstem Wunsch mitzuwirken.

Der heilige Vinzenz von Paul, dieser Mystiker der Nächstenliebe, machte das
„Zusammensein“ zu einem wichtigen Element seines Charismas und seiner Spiritualität. Das
Leben in Gemeinschaft ist tatsächlich eine der wichtigen Möglichkeiten, die vinzentinische
Spiritualität und das Charisma zu leben. Je mehr wir unser Herz und unsere Energie in den
Aufbau gesunder, zutiefst spiritueller und kontemplativer Familien, Gemeinschaften, Gruppen
und Teams stecken, desto mehr werden wir unsere Träume und Ziele verwirklichen und die
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Mission erfüllen, die Jesus jedem und jeder von uns auf Erden anvertraut hat.

Wir wissen nur zu gut, dass wir als Menschen nicht perfekt sind. Besonders bewusst
wird uns dies in einer Beziehung, wenn unsere unterschiedlichen Gedanken, Ansichten,
Prioritäten und Charaktere aufeinandertreffen und statt Glück Traurigkeit, Enttäuschung,
Schmerz und Ablehnung bewirken. Der heilige Vinzenz schrieb an einen seiner Brüder:
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„Hätten Sie die rechte Selbsterkenntnis, so müssten Sie sich für unwürdig erachten zu
leben und erstaunt sein, dass Gott noch Geduld mit Ihnen hat. Die Demut, die aus dieser
Erkenntnis kommen soll, soll für Sie eher ein Grund sein, sich zu verstecken als sich zu
inszenieren. Die Gnaden, die Gott Ihnen geschenkt haben, sind nur für Sie allein und um Sie
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besser zu machen an dem Ort und in dem Stand, in den er Sie versetzt hat.“ 1

In meinem Fastenbrief von 2017 hatte ich eine Meditation über die Heiligste
Dreifaltigkeit als eine der Grundlagen der vinzentinischen Spiritualität vorgestellt. Ich möchte
auf einige Punkte aus diesem Brief zurückgreifen, die uns helfen können, gesunde, zutiefst
spirituelle und kontemplative Familien, Gemeinschaften, Gruppen und Teams aufzubauen.
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Welches ist die Botschaft der Heiligsten Dreifaltigkeit für mich persönlich, für die
Familie, die Gemeinschaft, die Gruppe, das Team, der/dem ich angehöre?

Jesus hilft uns, die Heiligste Dreifaltigkeit zu verstehen: die Wesenseinheit, den Auftrag
und den Plan des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Jesus hilft uns, die Beziehung
zwischen den drei Personen zu verstehen, das innige Band, das sie verbindet, und den Einfluss
der Dreifaltigkeit auf jeden einzelnen Menschen, auf jede Familie, Gemeinschaft, Gruppe und
jedes Team.

In dem Maße, als wir mit der Gnade Gottes eine unauflösliche Verbindung zwischen der
Dreifaltigkeit und jedem Menschen, zwischen der Dreifaltigkeit und der Familie, der
Gemeinschaft, der Gruppe, dem Team bemerken und aufbauen, nähern wir uns immer mehr
dem vollkommenen Modell der „Beziehungen“, die die wesentlichen Bestandteile unseres
Lebens sind, so dass wir in der Tiefe unseres Wesens eins sind mit Gott, das heißt mit der
Dreifaltigkeit und untereinander.

Jesus hat uns mitgeteilt, was wir über den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist
wissen. Jesus hat uns die Dreifaltigkeit als ein vollkommenes Vorbild der „Beziehungen“
vor Augen geführt.

1
Coste VI, 146; Brief 2181 an einen Laienbruder, 10.Dezember 1656.

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Unsere Überlegung über die Dreifaltigkeit muss begleitet sein vom Willen und von der
Zielsetzung, dieses vollkommene Vorbild der „Beziehungen“ zu verkörpern, das wir in der
konkreten Situation des Lebens führen in der Familie, in der Gemeinschaft, in der Gruppe, im
Team, denen wir angehören.

Die Heiligste Dreifaltigkeit ist das vollkommene Vorbild der „Beziehungen“! Jesus
zeigt uns das Ideal.

Die gegenseitige Beziehung zwischen dem Vater und dem Sohn.

Die gegenseitige Beziehung zwischen dem Vater und dem Geist.
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Die gegenseitige Beziehung zwischen dem Sohn und dem Geist.

Die Beziehung Vater, Sohn und Geist.

Was können wir in diesen „Beziehungen“ sehen?

1) Wir können sehen, dass die Aufmerksamkeit immer der Person des anderen gilt
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und nicht sich selber.

2) Wir können sehen, dass der Vorrang immer der anderen Person gegeben wird
und nicht sich selber.
3) Wir können sehen, dass das Lob, der Dank, die Bewunderung immer der Person
des anderen erwiesen werden und nicht sich selber.
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4) Wir können sehen, dass jede der drei Personen der Dreifaltigkeit immer die
Notwendigkeit der Zusammenarbeit mit der anderen Person ausdrückt, um den
Auftrag zu erfüllen.
5) Wir können sehen, dass jede der drei Personen der Dreifaltigkeit immer klar
kundtut, dass es nicht genügt und unwirksam wäre, würde jede für sich allein
handeln.
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Was sagt mir das Beispiel der Beziehungen innerhalb der Dreifaltigkeit für mein
eigenes Leben?
a) für meine Beziehung mit Gott,
b) für meine Beziehung mit der Gemeinschaft?

Der heilige Vinzenz lehrt uns, wie wir das Beispiel der Beziehungen der Dreifaltigkeit
auf unser eigenes Leben, auf das Leben in unseren Familien, Gemeinschaften, Gruppen und
Teams anwenden können:

„Festigen wir uns in diesem Geist (der Gleichförmigkeit), wenn wir in uns das Bild der
anbetungswürdigen Dreifaltigkeit haben wollen und eine heilige Beziehung mit dem
Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Was macht die Einheit und die Gemeinschaft
in Gott aus, wenn nicht die Gleichheit und die Verschiedenheit der drei Personen? Und
was macht ihre Liebe aus, wenn nicht die Ähnlichkeit? Und gäbe es keine Liebe unter
ihnen, was wäre liebenswert an ihnen, sagt uns der selige Bischof von Genf. In der
Heiligen Dreifaltigkeit herrscht aber Gleichförmigkeit: was der Vater will, will auch der
Sohn; was der Heilige Geist macht, machen auch der Vater und der Sohn; sie handeln
alle gleich; sie haben nur eine einzige Macht und ein einziges Wollen. Das ist der
Ursprung der Vollkommenheit und unser Vorbild. Werden wir einheitlich; und würden
wir als viele so sein, als wären wir nur einer, so hätten wir die heilige Einheit in der
Vielfalt. Wenn wir davon schon ein wenig haben, aber immerhin noch nicht ausreichend,
bitten wir Gott um das, was uns noch fehlt und schauen wir auf das, was uns noch

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voneinander unterscheidet, damit wir uns alle ähnlicher werden und gleichen; denn die
Ähnlichkeit und die Gleichheit bringen die Liebe hervor und die Liebe strebt nach
Einheit.“ 2

„Leben Sie zusammen, als hätten Sie nur ein Herz und eine Seele (vgl. Apg 4,32), damit
Sie durch diese Einheit des Geistes ein wahres Abbild der Einheit Gottes seien, da Ihre
Zahl die drei Personen der Heiligsten Dreifaltigkeit darstellt.

Ich bitte darum den Heiligen Geist, der die Einheit des Vaters und des Sohnes ist, dass
er auch die Ihre sei, dass er Ihr tiefer Friede sei in den Widerwärtigkeiten und
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Schwierigkeiten, die bei den Armen ja nur zahlreich sein können; aber denken Sie auch
daran, dass da Ihr Kreuz ist, mit dem unser Herr Sie zu sich und zu seiner Ruhe ruft. Alle
schätzen Ihren Dienst, und die gutgesinnten Leute kennen auf dieser Erde keinen
ehrenhafteren und heiligeren, so er mit frommem Sinn ausgeübt wird.“ 3

Als Ergänzung zur Betrachtung über die Dreifaltigkeit kann uns das von Bruder Mark
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Elder, CM, gestaltete Fresko beim Eingang der Generalkurie der Kongregation der Mission vom
heiligen Vinzenz von Paul in Rom eine Hilfe sein, um über die Mittel nachzudenken und um
unsere Familien, Gemeinschaften, Gruppen und Teams im Hinblick auf die Mission zu festigen.
Als Mitglieder der Bewegung der Vinzentinischen Familie sind wir eingeladen, auch weiterhin
die vinzentinische Spiritualität und das vinzentinische Charisma immer mehr in unser Leben und
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das unserer Familien, Gemeinschaften, Gruppen und Teams zu integrieren.

Angebracht am Eingang des Hauses, ist dies das Erste, was jeder sieht, der das Haus von
außen betritt: ein Fresko, das die vier Wände des Haupteingangs bedeckt. An der Vorderwand
sehen wir das Bild des heiligen Vinzenz von Paul, das aus unzähligen Gesichtern verschiedener
Menschen zusammengesetzt ist: ein Symbol für die gesamte Bewegung der Vinzentinischen
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Familie und jener, denen zu dienen wir berufen sind. Die Bewegung der Vinzentinischen Familie
ist zu jedem Augenblick ihrer Geschichte ein permanentes Porträt des heiligen Vinzenz.

Die linke Wand stellt die fünf Tugenden dar, die unserer vinzentinischen Identität das
Gepräge geben: Einfachheit, Demut, Sanftmut, Abtötung und Eifer für das Heil der Seelen.
Obwohl jede Kongregation oder Laienvereinigung, die zur Vinzentinischen Familie gehört, die
eine oder andere dieser evangelischen Tugenden stärker betonen kann, kennzeichnen und
bereichern sie alle unsere vinzentinische Identität.

Die rechte Wand stellt die evangelischen Räte oder, wie sie auch genannt werden, die
Gelübde dar: Keuschheit, Armut, Gehorsam. Jede Person ist berufen, die evangelischen Räte
gemäß ihrer eigenen Identität zu leben, sei es als Laie oder als geweihte Person. In den
verschiedenen Kongrega-tionen kann es ein oder mehrere zusätzliche Gelübde geben, etwa das
Gelübde der Stabilitas (Bestän-digkeit), das auf diesem Fresko dargestellt ist.

Die vierte Wand ist die Wand des Haupteingangs, oder besser gesagt, die Mauer, die aus
dem Haus hinausführt. Was sehen wir hier? Oben an der Wand, über dem Haupttor, das Bild
des Heiligen Geistes und das Wort „evangelisieren“. Zu beiden Seiten des Haupttores ein
Weizenfeld, auf dem der Weizen mit den gleichen menschlichen Gesichtern vermischt ist, die

2
Coste XII, 256-257; Konferenz 206, „Über die Gleichförmigkeit“, 23.Mai 1659.
3
Coste IV, 235-236; Brief 1389 an Schwester Anne Hardemont in Hennebont, 30. Juli 1651.

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das Porträt des heiligen Vinzenz auf der ersten Wand bilden, das wir sehen, wenn wir das Haus
betreten.

Lassen Sie mich einen Vergleich anstellen. Der Reichtum der Ikonen, Fresken,
liturgischen Gesänge, Kerzen, Weihrauchduft und Rituale in byzantinischen Kirchen vermittelt
Ihnen das Gefühl, im Himmel zu sein, die himmlische Liturgie zu erleben, wenn Sie in der
Kirche und bei der Eucharistie anwesend sind. Die Welt außerhalb der Kirche ist gänzlich
anders. Aber wenn Sie die Kirche betreten und an der Eucharistie teilnehmen, treten Sie in den
Himmel ein. Von Gnaden erfüllt, verlassen Sie die Kirche und kehren in die Welt zurück.
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Dasselbe könnte man vom Fresko sagen, das wir soeben beschrieben haben. Erfüllt vom
Geist Jesu, vom Heiligen Geist, von der Spiritualität und dem Charisma der Vinzentiner, gehen
wir, wie das Fresko uns einlädt, hinaus in die Weizenfelder der Welt, um das Evangelium zu
verkünden.

Bevor sie in die Weizenfelder der Welt gehen, müssen unsere Familien, Gemeinschaften,
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Gruppen und Teams nach dem Vorbild der Heiligsten Dreifaltigkeit geformt und mit der
vinzenti-nischen Spiritualität und dem Charisma bekleidet werden, damit wir, als Familien,
Gemeinschaften, Gruppen und Teams vom Geist erfüllt, sodann in die Welt hinausgehen, um
den Armen die Frohe Botschaft zu bringen!
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„Gott…. schenke … Ihnen allen die Gnade, so zu leben, dass der Wohlgeruch Ihres
Lebens und Ihres Tuns viele andere anziehe, um unsere heilige Religion voranzubringen!“ 4

Ihr Bruder im heiligen Vinzenz,

500 East Chelten Avenue, Philadelphia, PA 19144, USA

Tomaž Mavrič, CM

4
Cf. Coste V, 428 ; Brief 1924 an Charles Ozenne in Krakau, 29. September 1655.